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Hexerei und Magie in Island - Ein ungewöhnliches Museum in
der Region Strandir -
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Die berühmten Fälle |
Die
berühmten Fälle Der Pastor und seine Nachbarn Jón
Magnússon, der lokale Geistliche in Skutulsfjörður (heute
die Stadt Ísafjörður in den Westfjorden), erkrankte
im Jahr 1654 und blieb fortan für jeweils viele Wochen schwitzend,
zitternd und mit lebhaften Halluzinationen bettlägrig. Er war davon
überzeugt, dass ihm zwei seiner Nachbarn, ein Vater und dessen
Sohn, beide hießen Jón Jónsson, die Krankheit mit
Hilfe von Magie gesandt hatten. Widerstrebend nahmen die lokalen Amtmänner
den Fall auf, jedoch urteilten sie unter erheblichem Druck des ehrwürdigen
Jón die Angeklagten ab, die beide im Jahr 1656 verbrannt wurden.
Als Abfindung wurde dem Priester ein großer Teil ihres Besitzes
zugesprochen, jedoch erlitt er wenig später einen Rückfall.
Nun beschuldigte er ein weibliches Mitglied jener Familie, aber dieses
Mal lehnten die Autoritäten ab. Der ehrwürdige Jón
schrieb ein Buch (Píslarsaga), um seine Behauptungen zu rechtfertigen.
Darin beschreibt er die Krankheit und die merkwürdigen Halluzinationen
an denen er litt. Die Arbeit hat beachtlichen literarischen Wert, muss
jedoch als historisches Dokument mit äußerster Vorsicht behandelt
werden.
Den zwei Fällen in Trékyllisvík und Ísafjörður in den 1650er Jahren stand ein und derselbe Amtmann, Þorleifur Kortsson, vor, der in Hrútafjörður in Strandir lebte. Später wurde er der vorsitzende Amtmann (lögmaður) im Norden und Westen und so wurden ihm die meisten Fälle von Hexerei übergeben, die in den nächsten zwei Jahrzehnten auftauchten. Seit dem 19. Jahrhundert wurde Þorleifur beschuldigt, nahezu allein die Hexenverbrennung in Island verursacht zu haben. Jedoch bestätigen weder seine Zeitgenossen noch die Gerichtsunterlagen diese Sichtweise.
Eine der Personen, die Fälle an Þorleifur Kortsson übergaben, war Páll Björnsson, ein Pfarrer in Selárdalur im Nordwesten der Westfjorde. Páll hatte im Ausland studiert und wurde allgemein als einer der führenden isländischen Gelehrten der Theologie angesehen. Er war zudem für seine Kenntnis des Griechischen und Hebräischen bekannt. Einer seiner Aufsätze über Islands Natur wurde im Jahr 1654 in der Schrift "The Philosophical Transactions of the Royal Society of London" und im Jahr 1675 in dem französischen Journal "Journal de Savants" abgedruckt. Er war auch der Erste, der die exakte geographische Position des westlichsten Punkts Islands berechnete. Sein berühmtester Aufsatz war Character Bestiae (1674), ein Manifest gegen Magie. Es zitiert den Malleus Malleficorum, zeigt jedoch wenig Übereinstimmung mit der Hexerei, die in isländischen Quellen beschrieben wird. 1669
wurde Pálls Frau Helga krank und ihre Farm musste für eine
Zeit evakuiert werden, weil böse Geister sie unbewohnbar machten.
Letztendlich kam man zu dem Schluss, dass Helgas Krankheit durch einen
Landarbeiter verursacht worden war, der eine ihrer Mägde heiraten
wollte. Páll ließ ihn mit der Unterstützung seines
Bruders Eggert Björnsson, dem Amtsmann des Landkreises, verbrennen,
zusammen mit einem zweiten Mann, den sie beschuldigten, dem Landarbeiter
Zauberei beigebracht zu haben. Helga, die zweifellos psychologisch instabil
war, scheint einen Rückfall nach dem anderen gehabt zu haben, bis
sechs weitere Personen wegen ihrer Krankheit und der ihrer Söhne
verbrannt worden waren. Der letzte Mann, der in Island verbrannt wurde,
wurde für das Verursachen einer ähnlichen Krankheit bei einer
Tochter von Páll und Helga verurteilt. Unter denjenigen, die
in Verbindung mit der Familie in Selárdalur litten, befand sich
auch die einzige Frau, die während des Hexenwahns in Island verbrannt
wurde. Über diesen Fall wissen wir nicht viel, außer, dass
Þuríður Ólafsdóttir erst kurz vorher
in die Gegend gezogen war und ihr Sohn, der mit ihr verbrannt wurde,
damit angegeben hatte, seine Mutter wisse, wie man Flüsse und Bäche
überqueren könne, ohne dabei nasse Füße zu bekommen.
Dieser Fall war einer unter vielen, bei denen die Todesstrafe durch
die Generalversammlung bestätigt wurde, erst nachdem die Angeklagten
hingerichtet worden waren.
Über Jahrhunderte waren die einzigen Schulen Islands die der beiden Sitze der Kathedralen in den Orten Hólar im Norden und Skálholt im Süden des Landes. Mindestens vier Fälle aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden mit dem letzteren in Verbindung gebracht. Von ihnen wurde keiner den weltlichen Gerichten übergeben und die Bestrafungen waren in keinem der Fälle besonders harsch. Zweimal entdeckte man Zauberbücher unter den Besitztümern von Studenten, die daraufhin von der Schule verwiesen wurden, jedoch wurden einige von ihnen später wieder zugelassen. In einem Fall beschuldigte ein Schüler einen Priester, ihm eine Krankheit verursacht zu haben, die er in Gegenwart eines Mädchens fühlte, das beide freiten. Die Nachsicht, die gegenüber Studenten, die mit Magie herumpfuschten, gezeigt wurde, wird generell mit der Menschlichkeit und der Sensibilität des Bischofs Brynjólfur Sveinsson in Verbindung gebracht, der als Gelehrter in Dänemark und als ein Schüler von Erasmus von Rotterdam hoch angesehen war. An der anderen Schule in Hólar hat man bislang keine Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert gefunden, die auf Magie Angelegenheiten deuten, jedoch gibt es dort zahlreiche Berichte aus dem 18. Jahrhundert über Studenten, die mit Hexerei experimentierten. Unter ihnen finden sich viele der historischen Personen, die in späteren Volkserzählungen als durchtriebene Hexenmeister beschrieben werden. |
zuletzt
aktualisiert
19.04.2006
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Übersetzung: Cordula Mock